Wandern im Pfälzerwald Mit Wolfsgrube und Wilgartaburg: Acht-Kilometer-Runde bei Wilgartswiesen
Weil die Tage kurz und die Sonnenstunden rar sind, haben wir die Wilgartswieser Burgentour einfach halbiert. Die ehemalige Wolfsgrube ist das erste Ziel unserer acht Kilometer langen Rundwanderung. Vom Parkplatz am Sportplatz, unserem Startpunkt, ging es erst am Vereinsheim vorbei, dann über einen verwilderten Bolzplatz, ein kurzes Stück über den asphaltierten Helmut-Wölfel-Weg – nach gut 500 Metern beäugen wir nun Ritterstein und dazugehöriges Relikt. Es weist zurück in eine Zeit, als der Mensch sein Vieh im Wald weiden ließ und den Wolf deshalb als Nahrungskonkurrenten erachtete. Wolfsgruben gab es damals wohl etliche im Pfälzerwald, die bei Wilgartswiesen ist die am besten erhaltene. Ursprünglich war sie mit Sicherheit viel tiefer. Das Prinzip ist simpel: Die Grube wurde mit einem lebenden Köder bestückt und mit Reisig abgedeckt. Der vom Köder angelockte Wolf stürzte in die Falle und wurde erlegt. In der Pfalz geschah dies letztmals 1908. Behauptet jedenfalls ein Schild bei der Grube.
Von hier aus geht es nun immer weiter im Zeichen der Burg, einer schwarzen Turm-Silhouette auf weißem Grund. Am Rande des breiten Forstwegs sprießen wächsern weiße, fein verästelte Korallen zwischen dem nassen Herbstlaub empor – Pilze aus der weitläufigen Ziegenbart-Familie, die sowohl Essbares als auch Giftiges hervorbringt. Überhaupt erweist sich die Natur am Göckelberg zu dieser Jahreszeit als Eldorado für Mykologen: Dort stehen monumentale wächserne Pilze zwischen hohen Fichten, hier wuchern Gebilde, die wie Eier von Aliens aussehen; man nennt sie Halskrausen-Erdsterne.
Der Wanderweg auf einem Blick:
Bei der ersten Wegspinne folgen wir dem August-Hinkel-Pfad, den ebenfalls ein Ritterstein ausweist. Schmale Serpentinen führen durch dunkel-dichten Nadelwald bergab, linker Hand plätschert ein kleiner Bachlauf. Der Weg wird wieder breiter, bei einer Gabelung halten wir uns links, das Burgensignet lotst uns durch lichtes Erlengehölz, dem sich der kurze Aufstieg zur Wilgartaburg anschließt.
Rätselhafte Wilgartaburg
Die Anlage gehört zu jenen Burgruinen der Pfalz, über die man, verbrieft, so rein gar nichts weiß. In Urkunden taucht sie nicht auf, selbst der Name – wahlweise Wilgarta-, Wiligarta- oder Wiligartisburg – ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, angelehnt an jene Gräfin Wiligarta aus dem Geschlecht der Widonen, die 828 dem Kloster Hornbach den Hof und die Kirche zu „Willigartawisa“ schenkte. Frühere Historiker spekulierten, dass die Burg bereits zu jener Zeit existiert habe. Nach Maßgabe der archäologischen Befunde geht die Burgenforschung heute jedoch davon aus, dass die Burg nicht vor dem 11. Jahrhundert entstand. Was immer noch früh genug ist, um die Wilgartaburg, zusammen etwa mit Trifels und Schlössl, in die Riege der Burggründungen der Salier-Zeit (1024-1125) einzureihen.
Aufgehendes Mauerwerk hat sich an und auf der 100 Meter langen Felsbarre nicht erhalten. Architektonisch markant ist indes der Burgweg, der sich, aus dem Felsen gehauen, an der Ostflanke des einst befestigten Buntsandsteinriffs entlangzieht. Eine Ausschrotung, heute von einem Holzsteg überbrückt, sollte bei Bedarf den Zugang erschweren. Aus dem Felsen gehöhlte Balkenlager am äußeren Rand des Aufwegs weisen auf eine Wand aus Holzpalisaden oder Fachwerk hin, die den Burgweg beschirmte. Auch Spuren einer Toranlage inklusive Felsenkammer für den Wachposten sind noch erkennbar.
Auf dem sich anschließenden Südplateau und der Oberburg weisen Felsbearbeitungen und Balkenlöcher auf weitere Bauten hin. Der nördliche Abschnitt der Oberburg, wo Fundamentreste aus kleinquadrigem, typisch salierzeitlichem Mauerwerk auf einen großen Saalbau hindeuten, ist nicht zugänglich. Dafür gibt eine Rekonstruktionszeichnung auf der Infotafel im Eingangsbereich der Ruine eine gute Vorstellung davon, wie die frühe Felsenburg, die bereits im 13. Jahrhundert zerstört oder aufgegeben wurde, zu ihrer Blütezeit ausgesehen haben mag.
Premium-Felsenweg
Der sich an die Wilgartaburg anschließende Parcours ist der landschaftlich schönste Teil der Wanderung: Ein schmaler Pfad steigt, peu à peu, zwischen bizarren Buntsandsteinfelsen empor. Wir passieren eine groteske Felsenfratze, eine Grotte, ein Riff, von dem infolge der Witterung ein Miniatur-Wasserfall rieselt, einen doppelten Tisch, einen großen Felskopf. Der Steig wird zum Höhenweg; zwischen knorrigen Kiefern steigert die Novembersonne das herbstliche Farbenspiel zu einer letzten Ahnung quasi-mediterraner Atmosphäre.
Zurück auf dem breiten Forstweg bietet sich manch schöner Ausblick auf die waldigen Bergkuppen des Wasgaus. An der bereits bekannten Wegspinne nehmen wir nun die Südwestroute um den Göckelberg. Ein Abstecher zum Aufels lohnt wegen der grandiosen Aussicht über das Queichtal. Doch das Dauerrauschen von der stark befahrenen B10 lässt keinen Zweifel: die Zivilisation hat uns wieder.
Die Rundwanderung mit Wolfsgrube und Wilgartaburg ist 8,3 Kilometer lang, die reine Gehzeit beträgt zwei Stunden. Start- und Zielpunkt ist der Parkplatz vor dem Sportplatz des TSV Wilgartswiesen in der Sportplatzstraße. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen möchte, kann die Tour auch vom Bahnhof Wilgartswiesen aus starten, der an den Regionalbahnverkehr zwischen Landau und Pirmasens angebunden ist. Die Wanderung führt meist über breite Forstwege, der August-Hinkel-Pfad und die Felsen-Partie nach der Wilgartaburg sind schmale Waldpfade. Da es keine Einkehrmöglichkeit am Weg gibt, sollte man an Rucksackverpflegung denken. Erweiterungsmöglichkeit: Die komplette Wilgartswieser Burgentour ist 15 Kilometer lang. Als weitere Attraktionen kommen hier die imposante Deichenwand und die Ruine der westlich von Wilgartswiesen gelegenen Falkenburg hinzu.
Alle RHENPFALZ-Wandertipps auf einen Blick:
- Orange = Unter 8 Kilometer
- Rot = Zwischen 8 und 15 Kilometern
- Schwarz = Über 15 Kilometer